Otto IV. (1175/76-1218) Deutscher König und Kaiser

Ölgemälde von Johann Christian Ludwig Tunica von 1836, ehemals Schloss Marienburg, bzw. Leineschloss Hannover, seit 2005 VGH-Stiftung Hannover ©

Otto IV. war das siebte Kind von Heinrich dem Löwen. Ottos Mutter war Mathilde von England, die zweite von drei Ehefrauen des Löwen. Heinrich der Löwe musste 1181 zu seinem Schwiegervater nach England ins Exil übersiedeln. Dort fand der 24jährige Erbprinz Richard soviel gefallen an seinem kleinen Neffen Otto, dass er ihn an sich nahm und ihm eine ritterlicher Erziehung gewährte. Auch später übernahm Richard als König von England die standesgemäße Ausstattung des Prinzen, indem er ihm die Grafschaft York und später das festländische Poitou im westen Frankreichs, das mit der Würde eines Herzogs von Aquitanien verbunden war, übertrug. So erbten mit dem Tod Heinrich des Löwen 1195 Ottos Brüder Wilhelm und Heinrich die welfischen Besitzungen (Allodialbesitz) um Braunschweig und Lüneburg. Im Jahre 1197 verstarb unerwartet Kaiser Heinrich VI.. Die Gegner der Staufer suchten sofort nach einem eigenen Thronkandidaten. In Köln lud man Richard von England zur Teilnahme an der Königswahl ein. Dieser schlug seinen welfischen Zögling Otto zum deutschen König vor. Bereits 1198 wurde Otto zum deutschen König gewählt. Er hatte zwar nur die Minderheit hinter sich, doch konnte er aber am rechten Ort, im Aachener Münster, und von dem dazu legitimierten Erzbischof Adolf von Köln, zum König erhoben werden. Die Stauferpartei und Gegner der Welfen wählten in Mainz Philipp von Schwaben zum König, doch konnten sich die Staufer dabei nicht auf eine legitime Krönung berufen. Diese Doppelwahl von 1198 führte zu weiteren schwerwiegenden Streitigkeiten zwischen Staufern und Welfen. Es war wohl die Kölner Hochfinanz, die einen "englischen Welfen" zum König bestimmten. Sie griffen dabei dem verschuldeten Erzbischof Adolf von Köln finanziell unter die Arme. Die rheinischen Geschäftsleute erhofften sich mit der Wahl des Welfen neue vorteilhafte Wirtschaftsbeziehungen im angelsächsischen Raum. Nachdem Otto 1209 in Rom zum Kaiser gekrönt wurde, konnte er sich aber schlussendlich nicht gegen die Staufer und den Papst durchsetzen. In der Schlacht bei Bouvines 1214 kämpfte Otto auf Seiten der Engländer gegen König Philipp II. von Frankreich, wurde besiegt und zog sich, einflusslos geworden, auf die Harzburg zurück. Nach 1215 blieb sein Einfluss nur noch auf sein norddeutsches Erbe beschränkt. Am 21. Juni 1218 ist der einzige römische Kaiser aus dem Welfenhaus kinderlos in Harzburg gestorben.

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Lit. vgl.: Bernd Ulrich Hucker, Kaiser Otto IV., Frankfurt 2003

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