Heinrich der Löwe (1129/31-1195) Herzog von Sachsen und Bayern

Krönungsbild aus dem Evangeliar Herzog Heinrichs des Löwen von Mönch Herimann, Kloster Helmarshausen um 1170. Herzog August Bibliothek, Wolfenbüttel ©

In der unteren Hälfte des Krönungsbildes kniet in der Mitte links Herzog Heinrich der Löwe, ihm gegenüber befindet sich seine zweite Gemahlin Mathilde von England. Heinrich und Mathilde sind in kostbare Gewänder gekleidet und halten jeder ein goldenes Kreuz in der Hand. Hinter Heinrich dem Löwen steht sein Vater Heinrich der Stolze und seine Mutter Gertrud, dann deren Vater Kaiser Lothar III. und dessen Frau Richenza, also die Großeltern Heinrichs des Löwen. Hinter Mathilde stehen ihr Vater König Heinrich II. von England, dessen Mutter Königin Mathilde und eine unbekannte Person. Die Kronen die Christus aus dem Himmel reicht, sind eher als die Kronen des ewigen Lebens zu deuten, als die der weltlichen Herrschaft. Auf die Kronen des ewigen Lebens beziehen sich die Texte auf den Spruchbändern der Halbfiguren in den Eckfeldern der Darstellung. Im Widmungsgedicht des Evangeliars heißt es, daß Herzog Heinrich und Mathilde "dieses goldglänzende Buch" in der Hoffnung auf das ewige Leben Christus gewidmet haben. (Lit.: vgl. Das Evangeliar Heinrich des Löwen, Hameln 1984)

Heinrich (1129/31-1195) Herzog von Sachsen und Bayern gehört zu den herausragendsten Persönlichkeiten des Hochmittelalters. Als Heinrich der Löwe in Schwaben am Bodensee (Ravensburg ?) geboren wurde, verfügten die Welfen bereits über die Herzogtümer Bayern und Sachsen, eine Herrschaftskonzentration die durch geschickte Heiratspolitik geschaffen wurde. Der Großvater Heinrichs des Löwen, Heinrich der Schwarze, hatte Wulfhild geheiratet, die älteste Tochter des sächsischen Herzogs Magnus Billung, über sie erbte er gewaltige Besitzungen mit dem Zentrum Lüneburg. Der Vater Heinrichs des Löwen, Heinrich der Stolze, heiratete die Erbtochter Gertrud des sächsischen Herzogs Lothar von Süpplingenburg (1075-1137). Durch sie erbte Heinrich der Stolze 1137 das Herzogtum Sachsen. Dafür wählten die Welfen Lothar von Süpplingenburg 1125 zum Deutschen König Lothar III. Mit dem Herrschaftsantritt des noch minderjährigen Heinrich des Löwen in Sachsen und Bayern 1139 wuchs der Widerstand der Reichsfürsten gegen die starke Position der Welfen im Reich. Heinrich dem Löwen wurden aber die beiden Herzogtümer Bayern und Sachen 1142 rückerstattet, die seinem Vater 1138 aberkannt wurden. Um aber das sächsische Lehen zu sichern verzichtete Heinrich der Löwe widerwillig 1142 auf Bayern. Der enorme Allodialbesitz der Welfen in Sachsen garantierte dem Löwen Gefolgschaft und die wichtige Amtsgewalt in dem norddeutschen Herzogtum. Die kaisertreue Politik realisierte die Rückgabe eines verkleinerten Bayerns 1156 an Heinrich den Löwen (die Welfen unterstützten die Staufer bei der Wahl zum Kaiser). Das östliche Bayern (Österreich) fiel dabei aber an die Babenberger. Heinrich der Löwe unterstützte den Kaiser, seinen Vetter den Staufer Friedrich I. (Barbarossa), erfolgreich in Italien und Nordeuropa. Nach steiler Karriere im Reich zeichnete sich bereits 1166 der Sturz des Löwen ab. Heinrich stand immer mehr in Opposition zum Reich und Kaiser, dabei verfolgte er vornehmlich eigene Interessen. 1176 verweigerte Heinrich der Löwe seinem Vetter Kaiser Friedrich I. Barbarossa die Gefolgschaft nach Italien, was 1179 zum Prozess und zum endgültigen Bruch zwischen Staufern und Welfen führte. Auf dem Reichstag von Würzburg 1180 wurden Heinrich dem Löwen die Lehen Sachsen und Bayern aberkannt. Er übersiedelte mit der gesamten Familie zum Schwiegervater nach England ins Exil. Obwohl Heinrich der Löwe alle Lehen entzogen bekam, tasteten die Reichsfürsten den großen Allodialbesitz der Welfen in Norddeutschland nicht an. Heinrich der Löwe verstarb 1195 entmachtet in Braunschweig. Sein Enkel, Otto das Kind, wurde 1235 mit dem Herzogtum Braunschweig - Lüneburg belehnt. Damit kehrten die Welfen als Herzöge zu Braunschweig - Lüneburg in den Reichsfürstenstand zurück.

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Lit. vgl.: Karl Jordan, Heinrich der Löwe. Eine Biographie, München 1980

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